** enthält Spoiler **
Ehrlich gesagt bin ich mir gerade nicht ganz so sicher wie ich mich nach diesem Buch nun fühlen soll. Zum einen ist da Enttäuschung, zum anderen ist da die Bestätigung gegenüber meiner anfänglichen Gefühle gegenüber dem Buch, dass es vermutlich nicht annähernd so gut werden wird, aber dennoch bin ich froh, dass ich das Buch gelesen habe, denn vermutlich hätte es mir ansonsten die ganze Zeit über keine Ruhe gelassen.
Ich bin bei solchen Fortsetzungen in der Regel grundsätzlich immer erst skeptisch und Zweifel daran, ob es nötig ist und wirklich gut werden kann. Oftmals siegt einfach die Neugier und man wird dann positiv überrascht. Dies war hier leider nicht der Fall, eher im Gegenteil, ich bin der Meinung, dass dieses Buch ziemlich unnötig war und "Cinder & Ella" einfach als EInzelband hätte stehen bleiben sollen. Da dieses Buch jedoch zu meinen bisherigen Highlights in diesem Jahr zählt, hatte ich Hoffnungen, habe mich auf die Geschichte gefreut und gedacht, dass es dennoch eine süße Fortsetzung werden könnte.
Der zweite Band von "Cinder & Ella" geht fast nahtlos dort weiter wo der vorherige Band geendet hat. Ella und Brian sind seit einer Woche zusammen und sind unglaublich glücklich und genießen ihre gemeinsame Zeit. Es dauert allerdings nicht lange bis Ella zum Mittelpunkt der Medien wird, da sie nun die Freundin von einem der angesagtesten Schauspieler Hollywoods ist. Am Anfang ist ihre Denkweise noch recht unbedacht und sie erfasst noch nicht das gesamte Ausmaß der Situation in der sie sich nun befindet. Das sich nun jede Menge für sie ändern wird, ist ihr zunächst nicht klar. Da ist es toll, dass Brian gedanklich schon ein Stück weiter ist und sich Gedanken um Ella's Sicherheit macht und nur das Beste für sie möchte. Allerdings stößt er mit seinem Vorschlag nur auf die Sturheit von Ella, was es nicht wirklich einfacher macht, aber er bedrängt sie auch nicht weiter, sondern hat Verständnis.
Durch das plötzliche Interesse der Medien an Ella eröffnen sich für sie einige Möglichkeiten um in der Branche Fuß zu fassen. Über Nacht ist sie auf einmal eine Art Superstar und jeder möchte ein Stück von ihr ab haben und mit ihr zusammen arbeiten. Obwohl wir uns in Hollywood befinden war mir dieses ganze Interesse einfach eine Spur zu viel. Grob gesagt hat sie ja nichts geleistet, sondern ist "nur" die Freundin eines Schauspielers. Ihr Kennenlernen, sowie ihr Unfall und ihr nicht perfektes Aufsehen geben dem Ganzen zwar etwas Besonderes, aber dennoch war das alles einfach viel zu viel des Guten und stellenweise einfach nur übertrieben, sodass es sogar schon an Glaubwürdigkeit verloren hat. Ich kann es zwar irgendwo nachvollziehen, dass die Medien Interesse an ihr zeigen, aber in dieser Größenordnung wage ich es doch ganz stark zu bezweifeln. Der Supergau war natürlich die Menschenansammlung nach dem Kinobesuch mitsamt Exhibitionisten. Dies wirkte in dem Buch irgendwie unpassend, auch wenn hier wohl die extreme Seite des Ruhmes bzw. die Schattenseite verdeutlicht werden wollte und diese Szene wichtig für den weiteren Verlauf war.
Insgesamt habe ich mich mit den inhaltlichen Aspekten echt schwer getan. Denn im Großen und Ganzen hat man sich die Frage gestellt was genau diese Fortsetzung denn nun eigentlich erzählt. Ja , wir wollten ein Happy End. Ja, wir wollten gerne wissen wie es Brian und Ella ergeht, nachdem sie endlich zueinander gefunden haben. Das es nicht einfach wird, müsste eigentlich jedem klar gewesen sein. Allerdings geht es in dem Buch eigentlich nur um Ella und ihre Komplexe und die Schwierigkeiten für sie, die daraus resultieren. Die Szenen zwischen Brian und Ella wenn sie alleine waren, waren sogar noch das Highlight der Geschichte, da diese wirklich zuckersüß waren. Allerdings waren diese recht rar gesät. Szenen von Brian am Filmset oder ähnliches sucht man vergeblich. Generell ist der Fokus ungewöhnlich gesetzt. Aspekte, die für mich wichtig waren, werden nur am Rand erwähnt, aber bekommen keine große Beachtung, indem man ihnen ein paar Seiten schenkt. Anders verhält es sich mit manch anderen Szenen, bei denen man eher denkt, dass sie gar keine so große Rolle spielen, die dann aber ziemlich ausführlich behandelt werden und teilweise sehr in die Länge gezogen wurden. Ich hätte mir gewünscht, dass man mehr zu Ella's OP erfährt, ihr Besuch in der Galerie von Nash und ihre Gedanken dazu, sowie das eigentliche Fotoshooting und wie sie sich dabei gefühlt hat.
Ella empfand ich während der gesamten Geschichte als eher anstrengend und unsausgeglichen. Ihr Verhalten bzw. manche Reaktionen haben irgendwie nicht so richtig zueinander gepasst und wirkten unausgereift und erzeugten einfach ein anderes Charkterbild. Ella's Verhalten war sehr sprunghaft. Mal war sie richtig tough und hat Konter gegeben, dann widerrum war sie ein kleines, verklemmtes Mädchen, dass beim Thema Sex oder nur der kleinsten anrüchigen Andeutung rot wird und zu kreischen anfängt. Mag ja sein, dass sie da ihre Berührungsängste aufgrund ihrer Narben hat und unsicher ist, weil sie ihren Körper selbst noch nicht akzeptiert hat, aber da es nicht nur bei einer solchen Szene geblieben ist, empfand ich es schon als etwas seltsam, besonders da sie eigentlich in einem Alter ist, indem man für dieses Thema in der Regel schon etwas reifer ist. Vermutlich ist hier aber auch einfach der Einfluss des prüden Amerikaners sehr hoch, sodass es für uns Europäer etwas schwieriger ist, das Verhalten in seiner Gesamtheit nachzuvollziehen, da wir bei dem Thema aufgeschlossener sind.
Brian empfand ich die ganze Zeit über als sehr toll. Er war stets für Ella da, hat sich für sie eingesetzt und wollte immer nur das Beste für sie. Um seinen Willen zu bekommen war er zwar oftmals sehr dominant, aber er war nie aufdringlich und hat sich immer nach den Wünschen von Ella gerichtet. Er war sehr verständnisvoll und hat Ella nie bedrängt, sondern hatte immer die richtigen Worte, die mein Herz erwärmt haben. Brian war offen, ehrlich und wenn es darauf ankam knallhart, aber immer darauf bedacht das richtige zu tun.
Fazit:
Auch Wenn sich das Buch ganz gut lesen lässt, wirkt es lieblos und sehr unter Druck geschrieben, sodass einiges einfach auf der Strecke bleibt. Man hat den Eindruck, dass man unbedingt an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen wollte und dadurch auf biegen und brechen versucht wurde eine aufreibende Hollywoodstory zu entwerfen. Natürlich muss es jeder für sich selbst entscheiden, aber ich würde von dem Kauf eher abraten, insbesondere wenn man den ersten Band richtig toll fand und sehr unentschlossen gegenüber der Fortsetzung ist. Wenn man sich den Zauber des Märchens bewahren möchte, ist Band 1 völlig ausreichend und bedarf keiner unnötigen Fortsetzung, die diese Magie am Ende fortwischt und nur einen schalen Nachgeschmack übrig lässt.
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