
Veröffentlicht am 23.03.2020
Ganz nett
Irmelina Geisterkind – Das Geheimnis der Dorfeiche
Endlich ist es so weit! Irmelina bekommt ihr eigenes Geisterreich auf, das sie von nun an aufpassen muss. Doch als es nur die alte Dorfeiche ist, ist die Enttäuschung groß. Aus Trotz und Langeweile beschließ sie, sich selbst ein Abenteuer zu suchen und freundet sich, verbotener Weise, mit dem Menschenmädchen Juna an. Wenn das kein aufregender Sommer wird…
Lydia Ruwe: Irmelina Geisterkind – Das Geheimnis der Dorfeiche.
Mit Illustrationen von Julia Birkandt.
Boje Verlag, 27 März 2020.
206 Seiten, 12,00 €.
ISBN 978-3-414-82568-1.
Empfohlen ab 8 Jahren.
Inhalt
Iremelina Geisterkind ist ein Naturgeist und endlich wird sie 10 Jahre alt. Das ist ein ganz besonderes Alter, denn nun bekommt sie ihr eigenes Geisterreich, auf dass sie aufpassen muss. Doch anstatt eine aufregende, neue Geisterwelt kennenzulernen, muss Irmelina von nun an auf die olle Dorfeiche aufpassen. Das findet das kleine Geistermädchen sterbenslangweilig und beschließt daher, sich ein eigenes Abenteuer zu suchen. So freundet sie sich, verbotener Weise, mit dem Menschenmädchen Juna an. Juna kommt die Begegnung mit Irmelina gerade recht. Sie hat Sommerferien und der Einzige, mit dem sie spielen kann, ist er nervige Nachbarsjunge Moritz. Zusammen denken sich Juna und Irmelina lustige Spiele aus, behaupten sich gegen doofe Jungs und haben jede Menge Spaß. Doch Moritz kommt Junas Geistergeheimnis gefährlich Nahe auf die Spur. Und Irmelina vernachlässigt ihr Geisterreich, bis die alte Eiche und damit ihr eigenes Geisterreich schließlich in großer Gefahr schwebt. Mit viel Mut und der unerwarteten Hilfe einer alten Dame, können die Beiden das Ruder noch einmal herumreisen. Dabei merkt Juna sogar, dass Moritz eigentlich gar nicht so nervig ist. Ihre geheime Freundschaft mit Irmelina, will sie trotzdem für sich behalten. Ob ihr das gelingt?
Kritik
Auf den ersten Blick klingt die Geschichte um Irmelina Geisterkind, von der Autorin Lydia Ruwe, und Juna wirklich aufregend und spannend. Dieser Eindruck wird jedoch leider nicht ganz bestätigt. Der Inhalt plätschert fast bis zur Hälfte des Buches eher so dahin, ohne dass große Ereignisse oder spannende Wendungen passieren. An sich wäre das nicht so schlimm, da es durchaus Bücher gibt, die ohne große Handlung auskommen und die Leser und Leserinnen mit Alltagsgeschichten in ihren Bann ziehen. Beispielhaft hierfür wäre das Buch „Edda aus dem Mosspfad“, der Autorin Jasmin Schaudin. In diesem machen vor allem die liebevollen und authentischen Charaktere, die Alltagsgeschichten zu einem wahren Leseerlebnis. Im Gegensatz dazu bleiben die Personen in „Irmelina Geisterkind“ eher etwas einseitig. Juna ist zwar durchaus ein sympathisches Mädchen und auch Moritz wird als nerviger Nachbarsjunge wirklich schön charakterisiert. Irmelinas Verhalten wird eher überspitzt dargestellt. Kleinste Kleinigkeiten bringen sie zum Todlachen, sodass sie sich auf dem Boden kugelt. Zudem ist sie sehr eigensinnig und wirkt naiv. Erst ab Mitte des Buches wird man mit Irmelina als Charakter etwas warm und kann mit ihr sympathisieren. Ab hier nimmt auch die Geschichte etwas mehr Fahrt auf. Für Juna wird es nun sehr schwer, sich heimlich mit Irmelina zu treffen, denn Moritz hat sie bei ihren Eltern beim Spielen außerhalb des Dorfes verpetzt. Auch Irmelina sitzen ihre Eltern im Nacken, denn sie wollen sie besuchen, um sich einen Eindruck ihres Geisterreiches zu machen. Dabei hat das Geistermädchen keinen Finger krumm gemacht, um dieses zu pflegen. Was sich langsam als ungutes Gefühl anbahnt, überschlägt sich gegen Ende des Buches mit einem größeren Unheil. Ein Blitz schlägt in die alte Eiche ein und setzt sie in Brand. Nur mit Mut und der Hilfe einer alten Dame aus dem Dorf schaffen es die Beiden, Irmelinas Geisterreich zu retten. Hier greift die Autorin ein wichtiges Thema auf. Dass es mutig ist, sich für Dinge einzusetzen und sich nicht einfach abwimmeln zu lassen. So setzt sich Juna für den Erhalt der Eiche ein, die ein geldgieriger Bauer nach dem Blitzeinschlag unnötigerweise fällen will. Generell spielt, wie so oft, Freundschaft eine weitere Rolle in der Geschichte, wird jedoch nicht extra hervorgehoben oder thematisiert. Auf weitere Appelle oder moralische Aspekte wird verzichtet. Dies kann jedoch durchaus positiv betrachtet werden, da das Lesen einer Lektüre nicht immer mit Beleherungen oder moralischen Aspekten verbunden sein muss. Der Bezug zur Natur sollte in diesem Buch wohl hervorgehoben werden, was durch den Aktivteil am Ende des Buches zu vermuten ist. In der Umsetzung hat das nicht recht funktioniert. Dass Irmelina ein Naturgeist ist und Juna und sie draußen spielen, bleibt der einzige Anknüpfungspunkt zu diesem Thema.
Ganz am Ende des Buches erfahren die Leser und Leserinnen etwas, dass Juna verborgen bleibt: Moritz hat sie und Irmelina beobachtet. Nun weiß er über ihr kleines Geistergeheimnis bescheid. Diese Wendung soll auf weitere Geschichten mit Juna und Irmelina neugierig machen. Was durchaus gelingt. Sollte in Folgebänden die Handlung frühzeitiger Fahrt aufnehmen und die Charaktere, wie gegen Ende des Buches, sympathischer beschreiben werden, wäre eine Fortsetzung durchaus interessant.
Hin und wieder finden sich ein paar kleine Illustrationen, gezeichnet von Julia Bikandt, zu der Geschichte. Diese sind ganz nett und hübschen das Buch ein wenig auf. Auffällig ist jedoch, dass diese oftmals sehr ähnlich, oder sogar identisch sind. Große Abwechslung oder Vielfalt ist dabei nicht gegeben.
Positiv hervorzuheben bleibt noch der kleine Wissens- und Aktivteil auf den letzten Seiten des Buches. Hier erfahren die Leser und Leserinnen interessante Fakten zu verschiedenen Bäumen und können mit einer Anleitung ein kleines Insektenhotel basteln. Eine wirklich schöne, thematisch passende Ergänzung.
Eine kleine Anmerkung noch zum Schluss:
Auf Seite 32 sollte es anstatt: „…, und der Ast auf dem Irmi lag, begann heftig wackeln.“
heißen: „…, und der Ast auf dem Irmi lag, begann heftig ZU wackeln.“
Fazit:
Das Buch „Irmelina Geisterkind – Das Geheimnis der Dorfeiche“ ist eine unterhaltsame Lektüre mit schönem Bezug zur Natur. Durch zwei Mädchen als Hauptcharaktere und doch etwas klischeehafte Abgrenzungen von Mädchen und Jungen, spricht dieses Buch eher die weibliche Zielgruppe an. Die Geschichte an sich zieht sich anfangs etwas in die Länge, sodass man erst ab Mitte des Buches mit ihr und den Charakteren richtig warm wird. Damit bleibt es ein nettes Buch für Zwischendurch, keines, dass unbedingt gelesen werden müsste.
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